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Nicht gut genug? – eine Gegenrede

Zur Auswertung der digitalen Vorrunde und Zulassung der jungen PianistInnen zum Klavierwettbewerb

Die Spannung fand am letzten Samstag ihren Höhepunkt: 62 junge Pianistinnen und Pianisten aus 11 Ländern hat unsere Jury zum Wettbewerb zugelassen. Unter https://piano-competition-kronberg.de/wettbewerb/ergebnisse/ haben wir neben dem Zeitplan für den Wettbewerb auch ein Statement der Jury und Informationen über ihre Arbeitsweise veröffentlicht.

Bei dem ausgewiesen hohen Niveau der Einspielungen fielen viele Entscheidungen sehr knapp aus! Aufgrund der begrenzten Zeit des Wettbewerbs von 2,5 Tagen konnten leider nicht mehr TeilnehmerInnen zugelassen werden. Wir gratulieren allen zugelassenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Herzen und freuen uns mit ihnen auf einen spannenden und interessanten Wettbewerb!

Doch was ist mit den 229 jungen PianistInnen, die nicht zugelassen werden konnten?

Trauer, Enttäuschung und vielleicht auch Ärger über manche Juryentscheidung lassen sich nicht verhindern. Jeder der jungen KünstlerInnen hat viel Fleiß, Mühe, Leidenschaft und seine ganz persönlichen Gefühle in sein Spiel und die Erstellung des Videos einfließen lassen – damit verbunden ist natürlich die große Hoffnung, am Wettbewerb teilnehmen zu können.

Doch was bleibt, wenn die erste Enttäuschung verflogen ist? Bleibt dann ein „Ich war nicht gut genug.“? Bedeutet dies, dass Wettbewerbe nur Gewinner und Verlierer hervorbringen? Oder könnte man dies auch ganz anders sehen?

Ja, man könnte nicht nur – man sollte!

Wer sich zu einem Wettbewerb anmeldet, engagiert sich sehr für sich, die Musik und sein Klavierspiel. Das Lernen, der Ausbau der eigenen Fähigkeiten steht im Vordergrund. Im Vorfeld wird an Details gefeilt, an musikalischem Verständnis, an der Interpretation der ausgewählten Stücke, an technischen Problemen. Hürden werden überwunden, Vorspiele gemeistert, bis schließlich das Repertoire steht.

Diese Art der Vorbereitung unterscheidet sich sehr von der Arbeit an Stücken ohne dieses Ziel. Denn am Ende muss eine größtmögliche Sicherheit erlangt, die Stücke wirklich beherrscht und verstanden werden, so dass sie auch mit Lampenfieber und in der Stresssituation eines Auftritts bei einem Wettbewerb so gut wie möglich präsentiert werden.

Zwischen „vor dem Wettbewerb“ und „nach dem Wettbewerb“ steht also eine Entwicklung, oft eine sehr beträchtliche. Eine Entwicklung der persönlichen musikalischen und technischen Fähigkeiten, eine Entwicklung der Persönlichkeit, eine Entwicklung von Disziplin, Selbstreflexion, Selbstverantwortung und Selbst-Bewusstsein.

Das gilt für jeden! Egal ob er Preise gewonnen hat oder nicht, ob er zugelassen wurde oder nicht! Jeder hat etwas gewonnen, er hat sein Klavierspiel und seine eigenen Fähigkeiten deutlich verbessert.

Das sollte im Mittelpunkt stehen, das sollte den jungen Musikerinnen und Musiker vermittelt werden! Sie können stolz sein auf sich, stolz auf das Erreichte. Sie sind mutig das Risiko eingegangen, sich dem Urteil einer Jury zustellen, auch das ist aller Ehren wert.

Doch, gut genug!

Sagt Ihre Ulrike Danne-Feldmann

Ulrike Danne-Feldmann

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